Bei Schwungradspeicher, auch Schwungmassenspeicher oder Schwungscheibenspeicher genannt, geht es um die Speicherung mechanischer Energie in Form von Rotation (Kinetische Energiespeicherung). Die Rotationsenergie baut auf dem Gesetz der Erhaltung des Drehimpulses auf. Bereits in der Antike werden Räder mit hohem Massenträgheitsmoment verwendet. Die Speichertechnologie begleitete alle industriellen Revolutionen (inkl. Industrie 4.0) mit.
Die älteste Erfindung, die sich das Massentägheitsmoment zunutze macht, lässt sich auf 6.000 v. Chr. zurückdatieren. In China und später in Mesopotamien wurden Spindeln für die Herstellung von Fäden verwendet. Diese Spindeln bestanden aus einem Holzstock als Achse und einer kleinen Scheibe mit zentraler Bohrung aus Naturmaterialien wie z.B. Stein, Holz, Metall, Ton, Glas oder Knochen als rotierende Masse. Die Spindel war dabei unmittelbar an den zu rotierenden Fasern aufgehängt und wurde von Hand in Schwung gebracht.
Eine weitere frühe Anwendung von Schwungrädern ist die Töpferscheibe. Sie kam um 4.000 v.Chr. in Verwendung, vermutlich ebenfalls in Mesopotamien. Heute wird vermutet, dass Schwungräder noch früher erfunden wurde als das Rad bei mobilen Anwendungen. Damit ist das Schwungrad die älteste Maschine der Menschheitsgeschichte. In Mitteleuropa wurde diese Technik allerdings erst um 400 v.Chr verwendet.
Später wurden die neuere Spinnräder, die über ein Trittbrett und eine Welle angetriebenen wurden, mit einem großen Schwungrad ausgestattet. Überall bekannt waren auch die fahrenden Scherenschleifer, deren Schleifstein gleichzeitig ein schweres Schwungrad darstellte, das mit einem Pedalantrieb mühelos in Rotation gehalten wurde. Auch Optiker installierten bei ihren Schleifgeräten oft ein zusätzliches Schwungrad um die Rotationsbeständigkeit zu erhöhen. Ebenfalls bei den im Mittelalter immer vermehrt aufkommenden Wass- und Windmühlen machte man sich die Trägheit großer Schwungmassen zunutze, um die unstetige Antriebskraft und die dadurch bedingten wechselnden Lastsituationen (Lastmanagement) auszugleichen. Erst im 17. Jahrhundert formulierte Galileo Galilei das Gesetz der Trägheit der Masse, welches jahrhunderte lang angewandt wurde, aber nicht erklärt werden konnte.
Mit der ersten industriellen Revolution wird das Schwungrad bei Dampfmaschinen, Werkzeugantrieben und später auch bei Motoren vor allem dazu verwendet, unregelmäßige Drehbewegungen (wie z.B. bei Kurbeltrieben), zu harmonisieren und einen gleichmäßigen Lauf zu garantieren (aktives Balancieren). Beispiele sind die alten einzylindrigen Dampf- und Diesel-Straßenwalzen oder Exzenterpressen. Ab dem 19. Jahrhundert waren (und sind auch heute noch) Schwungräder zur gleichmäßigen Übertragung der Kolbenkräfte auf den Antriebsstrang bei Verbrennungsmotoren von Bedeutung.